Danke für das Vertrauen der Delegierten des Genossenschaftstags, die mich zur Präsidentin gewählt haben

Hier meine Wahlrede

Lieber Präsident, lieber Hauptvorstand, lieber Beirat, liebe Mitarbeiter:innen der GBDA, liebe Delegierte und liebe Gäste,

ein Dreivierteljahr Wahlkampf liegt hinter uns allen. In unzähligen Zoom-Konferenzen haben sich hunderte von GDBA-Mitgliedern Gedanken darüber gemacht, wo die GDBA steht, wo sie hin soll und wer die neue Präsidentin werden soll. Viele Menschen wurden motiviert, sich nicht nur aktiv einzubringen, sondern haben sich auch für Posten aufstellen lassen oder planen dies in Zukunft zu tun. Man kann sagen, es ist richtig Schwung reingekommen. 

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Nathalie Senf für den überaus fairen Wahlkampf. Dieser Wahlkampf hat die GDBA bei vielen Kolleg:innen neu ins Bewusstsein gebracht.

Wissen Sie, keine von uns beiden hat so was schon mal gemacht. Wir haben uns alles selbst beigebracht, es war mitunter wie ein eigener Job, der zusätzlich zum Ehrenamt dazu kam. 

Ich würde sagen, dieser Wahlkampf hat vielen die GDBA ins Bewusstsein gebracht und gezeigt wie relevant und spannend gewerkschaftliche Themen sind. Er hat sehr viele Mitglieder in die GDBA gespült. Viele neue Lokalverbände haben sich gegründet, auch an den renommierten Häusern. Leute haben sich stolz in den sozialen Medien mit ihrem Ausweis präsentiert, man hatte den Eindruck, gerade die jüngere Generation findet es richtig cool in der Gewerkschaft zu sein. Das Gefühl von Aufbruch liegt in der Luft, viele haben gespürt, dass es um etwas Wichtiges geht. Und diese Aufbruchsstimmung, die brauchen wir immer. Denn es geht eigentlich immer bei uns um wichtige Themen!

Auf meiner Wahlkampfreise, die eigentlich eine Recherchereise zur Basis war, bin ich allerdings auf ein nicht so erfreuliches, immer wiederkehrendes Narrativ gestoßen, das jeden noch so kleinen Aufbruchsimpuls im Keim erstickt. Ein Narrativ der Hoffnungslosigkeit, das sich traurigerweise scheinbar tief in die DNA von uns Künstler:innen eingebrannt hat. Und das geht so:

„Es ist halt kein Geld da“.

Und daraus resultiert: „Wenn wir zu viel fordern, dann geht das Theater kaputt“. Dieser scheinbare Fakt wird von uns angenommen, noch bevor wir die Umstände wirklich durchleuchtet haben. Und durch unsere Wiederholungen dieses Narrativs wird es zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.

„Es ist halt kein Geld da!“ – Ein Narrativ wird zu einem Totschlagargument – wird zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung wird REALITÄT.  Denn unsere Sprache schafft Realität.

Und dieses Narrativ „Es ist halt kein Geld da!“ zersetzt unsere Kraft. Dieses Narrativ ist Gift. Es beschädigt unsere Verhandlungsposition und unser Selbstbewusstsein: Denn wenn kein Geld da ist und das Theater kaputtgeht, weil wir zu viel fordern, dann sind wir ja schuld, dass das Theater kaputtgeht.

Dieses Narrativ spielt also mit Schuld. Schuld, die auf das einzelne Individuum, z.B. in der Gagenverhandlung, abgewälzt wird. Schuld, die auch auf die Gewerkschaft abgewälzt wird, die natürlich NICHT schuld sein will, dass Theater schließen müssen. Dieses Narrativ ist eine emotionale Erpressung.

Aber wir dürfen uns nicht emotional erpressen lassen, denn viel fordern ist seit jeher die Rolle einer Gewerkschaft. Es ist sogar eine notwendige Strategie auf dem Weg zu einer realistischen Umsetzung.

„Denn dann geht das Theater kaputt!“

Ich sage euch was. Es ist genau umgekehrt: „Wenn wir zu wenig fordern, dann geht das Theater kaputt“. Denn das Theater, das sind wir. „Das Theater“ sind nicht irgendwelche Immobilien. Wir sind es. Wir gehen kaputt, wenn wir nicht richtig, richtig viel fordern. Und unsere Forderungen sind nichts Vermessenes, nichts Abgehobenes. Sie sind eine Setzung, mit der man in eine starke Verhandlungsposition gehen kann. Und welche drastischen Folgen dieses Narrativ haben kann, das sehen wir an folgenden Zahlen:

Ihr wisst, dass laut einer Statistik des Deutschen Bühnenvereins in den letzten 30 Jahren rund 50 % weniger Künstler:innen 50 % mehr Produktionen, aber für 50 % weniger Gage, produziert haben. Ja, das muss man kurz mal sacken lassen. Und das in einer Branche, die doch eigentlich gewerkschaftlich vertreten ist! 

Und wenn man diese Zahlen so hört, sie ein bisschen sacken lässt, denkt ihr dann nicht auch, dass wir unsere Strategie dringend ändern sollten? Dass es, verdammt nochmal, an der Zeit ist, dass wir wirklich richtig, richtig, richtig viel fordern sollten? Dass es an der Zeit ist, dass nicht nur 4.700 Mitglieder die Forderungen der GDBA legitimieren, sondern alle 18.000 NV-Bühne-Festangestellten? Und nehmen wir die NV-Bühne-beschäftigten Gäste mit, dann sind wir schon bei 31.000 Beschäftigen. Und nehmen wir die Auszubildenden und Studierenden mit, dann sind wir schon bei 36.000. Und nehmen wir noch die 10.000 Werkverträge mit, dann sind wir bei rund 46.000 Menschen, die sehr gute Gründe haben, in die Gewerkschaft einzutreten. Diese Zahlen stammen aus der Theaterstatistik 2018/ 2019 des Deutschen Bühnenvereins.

Meint ihr nicht, dass wir das fordern sollten, was uns zusteht und zwar schon wirklich lange, in den Bereichen GELD, ZEIT, TEILHABE und RESPEKT! Trotz Corona! 

Und gerade auch WEGEN Corona! Durch die Corona-Krise war nämlich die Relevanz von Kultur, die Hilflosigkeit von Freischaffenden, der Jungle für Hybridbeschäftigte so präsent wie noch nie davor! Noch nie habe ich den Beruf „Schauspieler:in“ auf der Internetseite des Deutschen Wirtschaftsministeriums gelesen – jetzt wissen Leute, dass es ein Beruf ist und kein Hobby. 

Auf unsere Misere wurde öffentlich viel geschaut. Und das können wir zu unserem Vorteil nutzen. Hatten wir vor Corona berechtigte Gründe, viel zu fordern, haben wir jetzt noch mehr Gründe, viel zu fordern. Denn das ist unser Auftrag als Gewerkschaft.

Wenn öffentlich geförderte Theater in diesem Land gewünscht sind, wenn Städte und Länder unsere Zauberkästen wie selbstverständlich annehmen, sie sich nicht wegdenken können, sich damit schmücken – dann tragen nämlich die TRÄGER eine große Verantwortung für uns. Es ist also nicht unser Problem, wenn uns erzählt wird, es sei kein Geld da. Wir müssen sagen: „Ihr wollt Theater – dann müsst ihr Geld besorgen, damit wir euch Theater produzieren können.“ Geld ist übrigens nie einfach so da. Man muss es ausrechnen, aufschreiben, organisieren, fordern, begründen und als Haushaltsposten festlegen, z.B. durch eine tarifierte Gagentabelle. 

Ihr habt es mitbekommen: Am Theater Bremen, einer schon immer armen Kommune, gibt es seit neustem ein vierstufiges Gagensystem für vier ausdifferenzierte Berufsgruppen. Einstiegsgage für Bühnenkünstler:innen und die verschiedenen Bühnen-Meister:innen: 3.000 €. Das hat die Stadt Bremen im Haushalt mit folgender Position eingepreist: „Abwendung von prekären Beschäftigungsverhältnissen“. 

Politiker:innen und eine Theaterleitung haben also nicht nur anerkannt, dass unser Tarifvertrag prekäre Beschäftigung schafft, sondern sie haben sich auf den Weg gemacht, Lösungen zu finden. Für zwei Jahre bekommt das Theater nun eine Zuwendung von 300.000€. Hoffentlich wird es danach weitergehen. Diesen Zwischenerfolg hat das Theater übrigens nicht zuletzt dem ensemble-netzwerk, dessen erste Vorsitzende ich bin, zu verdanken. Denn wir haben diesen Prozess in Kooperation begleitet. 

Wir sehen: Es geht also! Und wenn das in Bremen geht, warum sollte das nicht am Thalia Theater in Hamburg gehen!

Ich habe echt große Augen gemacht, als die Leiterin der Kulturabteilung im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Annette Schwander, beschrieb, dass man selbstverständlich angemessene Gagen bezahlen kann, wenn wir dem Bundesland einen Tarifvertrag hinlegen, der im Haushaltsausschuss des Landes einspeist wird. Dann stellt nämlich keiner mehr Fragen, ob man das bezahlen kann. Das wird dann bezahlt. Tarifvertrag ist Tarifvertrag.

Und ist es nicht auch unsere Auftrag als Gewerkschaft, noch lauter als es vielleicht schon passiert, zu fragen, wie es eigentlich geschehen konnte, dass in den Aufbau Ost Dutzende von Milliarden Euro geflossen sind und wir immer noch Theater im Haustarifvertrag haben? 

Wir müssen also viel fordern, denn, liebe Genossinnen und Genossen, denn es steht uns viel zu! Denn wir versorgen dieses Land mit Theater, Oper, Tanz. Wir sind gemeinsam mit der freien Szene echte Expert:innen, Fachleute, Spezialist:innen. Die deutsche Theater- und Orchesterlandschaft wird möglicherweise zum Unesco Weltkulturerbe erklärt. Und ein Teil dieses potenziellen Weltkulturerbes wird bezahlt wie ungelernte Küchenhilfen und Boten. Und wie sollen Bühnenschaffende, die wie Küchenhilfen bezahlt werden, eigentlich ihre BAFÖG Schulden von ihrem Studium oder der Ausbildung zurückzahlen?

Ich möchte euch kurz eine kleine Anekdote zum Thema „Fordern“ erzählen. Vor vier Jahren sind mein enger Freund Johannes Lange und ich nach einer Doppelvorstellung eines Kinderstücks am Vormittag von Oldenburg nach Dortmund gerast, um den sagenumwobenen Genossenschaftstag live mitzuerleben. Das war tierisch spannend für uns, denn wir hatten zur Vorbereitung das dicke Antragsbuch durchgearbeitet. Unter anderem haben wir den Antrag „fünf probefreie Tage nach der Premiere“ eingereicht. Kann sein, dass diesen Antrag noch andere eingereicht haben, aber der aus Oldenburg wurde im Antragsbuch aufgeführt. Es war übrigens Antrag 66. Die Antragskommission, die alle Anträge sammelt und sortiert, hatte empfohlen den Antrag abzulehnen. Begründung: Das ist zu viel. Zu viel!!! 

Wie konnte es passieren, dass eine Antragskommission eine Arbeitgeberposition einnimmt? Zum Glück einigten sich die Kolleg:innen in der Diskussion  darauf, dass man fünf Tage fordern muss, um drei zu kriegen. Diese Diskussion kann man übrigens im Protokoll nachlesen. Der Antrag wurde dann GEGEN die Empfehlung der Antragskommission angenommen. Fünf freie Tage haben wir tatsächlich nicht bekommen. Leider auch nicht drei. Aber einen. Und einer ist besser als keiner. 

Was lernen wir daraus: Wir hatten beide recht. Die Antragskommission hat richtig eingeschätzt, dass wir fünf nicht bekommen würden. Aber ohne den Antrag hätten wir keinen bekommen.  

Wisst ihr, das Interesse der Menschen, die Herstellungsbedingungen von Produkten oder Dingen zu erfahren, wird immer größer. Fair trade – das gilt zunehmend auch für uns. Und ihr wisst, das Publikum liebt uns, bewundert uns. Warum nehmen wir sie nicht als Verbündete mit? Denn unser schärfstes Schwert ist die öffentliche Meinung. Und warum tragen wir nach einer Vorstellung nicht alle eine rote Nelke in der Hand? Und dann sagen wir: „Ja liebes Publikum, jetzt fragen Sie sich sicher, warum wir alle eine rote Nelke in der Hand halten? Das ist, weil unsere Gewerkschaft morgen über den Nicht-Verlängerungsschutz für Eltern verhandelt. Sie müssen nämlich wissen, liebes Publikum, dass unsere Verträge nahezu jedes Jahr aus künstlerischen Gründen nicht-verlängert werden können. Und so können auch Eltern während der Elternzeit, obwohl sie ja gar nicht auf der Bühne standen, aus künstlerischen Gründen nicht-verlängert werden. Heute Abend sahen Sie hier auf dieser Bühne acht Eltern, die zusammen zehn Kinder haben. Insgesamt hat unser Theater 53 Kinder mit Eltern, die diese Verträge betreffen.“

Und deswegen hier mein Appell: Fordert viel! Denn ich habe den Eindruck, unser Selbstwertgefühl ist angekratzt – und da müssen wir raus! Warum sagen wir nicht: Wir brauchen nicht nur angemessene Gagen, sondern die Ensembles müssen sich auch wieder vergrößern und wir brauchen mehr Personal. Und als Goodie für diese starke Forderungen gibt es obendrauf ’ne Gratis-Forderung – kostenlos! Kostet keinen Cent: Nicht-Verlängerungsschutz für alle Menschen in Vertretungspositionen, also nicht nur für Obleute und Spartensprecher:innen.

Liebe Genossinnen und Genossen, ich trete hier heute an mit einer Modernisierungsagenda, die die Kompetenz der Gewerkschaft, ihre Errungenschaften und die Expertise der Mitglieder anerkennt und die vieles neu aufbauen will. Mein Hauptaugenmerk wird einmal auf den Verhandlungen mit dem DBV liegen, die strategisch klug, konsequent und klar geführt werden müssen. Wir brauchen einen Tarifvertrag für alle künstlerischen Mitarbeiter:innen unserer Bühnen, der ihrer Verantwortung, Kompetenz und Leistung gerecht wird. Und zum anderen brauchen wir mehr Durchschlagskraft, also mehr Mitglieder. Denn je mehr wir wachsen, desto ernster wird man uns nehmen. Desto relevanter sind wir. 

Und um gerade die Künstler:innen zu erreichen, müssen wir den Gestus der entfremdeten Lohnarbeit über Bord werfen, denn entfremdete Lohnarbeit ist das Gegenteil von Kunst. 

Uns muss es um die Bedeutung von Kunst und Kultur in unserer Gesellschaft gehen, um die Bedeutung von Kunst für uns ganz persönlich und DAFÜR brauchen wir zeitgemäße Arbeitsbedingungen.

Und wenn ihr das auch wollt, dann bitte ich um euer Vertrauen, dass wir diesen Weg zusammen gehen. 

Herzlichen Dank. 

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Hallo!

Ich bin Lisa Jopt und kandidiere aktuell als Präsidentin für die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger – GDBA. Im Mai 2021 wird nämlich auf dem Genossenschaftstag in Weimar eine neue Präsidentin von den Delegierten gewählt. Ich arbeite als freischaffende Schauspielerin für TV, Hörfunk und das Kollektiv „Rumpel Pumpel Theater.“ Außerdem habe ich mit verschiedenen Mitstreiter:innen seit 2016 drei verschiedene, jährlich stattfindende kulturpolitische Konferenzen initiiert, deren künstlerische Leiterin ich bin: die Bundesweite Ensemble-Versammlung, die Konferenz Konkret und Burning Issues.

*** Hier geht es zum Kandidaturvideo ***

Darin stelle ich meine Impulse für die GDBA vor 

Und hier geht es zum „Bewerbungsvideo“

Die GDBA hat mir vier Fragen gestellt

Ich antworte

 

Motivation

Als ich 2015 ans Oldenburgische Staatstheater kam, stellte ich fest, dass sich durch zugewandte Gespräche, Empathie und Humor viele Probleme lösen lassen, von denen es vorher hieß, wenn wir das umsetzen würden, dann ginge das Theater kaputt. Das Theater ist aber nicht kaputt gegangen. Im Gegenteil. Wir haben Theatermitarbeiter:innen zu mehr Gerechtigkeit, Freude und Lebensqualität verholfen. Dadurch wurde ich jedes Jahr motiviert noch größer zu denken als im Vorjahr.

Als logische Konsequenz möchte ich nun Präsidentin werden und das Wissen und die Kontakte der letzten Jahre nutzen, um da wirksam zu werden, wo der Tarifvertrag gemacht wird: in der GDBA. Ich möchte meine Ideen und Energie mit den Menschen teilen, die sich schon lange in der GBDA einsetzen, aber auch neue Menschen motivieren, sich mit einzubringen. Denn wir brauchen einen Tarifvertrag, der gerechte Bezahlung, sozialen Schutz, Mitsprache und Arbeitszeiten viel deutlicher regelt. Wir brauchen außerdem Regelungen für Solo-Selbstständige; wir benötigen eine visuelle Kommunikation, die unsere Ziele nachvollziehbar macht und Menschen motiviert, sich zu engagieren.

Die GDBA muss den Gestus der entfremdeten Lohnarbeit ablegen und sich als das zeigen, was sie ist: eine Gewerkschaft von Theaterexpert*innen vieler fantastischer Gewerke, die das Theater und ihre Berufe lieben.

Außerdem schließe ich mich der Forderung des 1. Genossenschaftstag 1871 in Weimar an: „ … (wir brauchen ein) Konzessionsgesetz, um die Zulassung der Theaterleiter von deren Eignung abhängig zu machen und die Bühnenangehörigen vor Willkür des Theaterleiters zu schützen“.

Ziele

Der Leitspruch der GDBA muss der Wille zu Veränderungen, Erneuerungen und zu progressiven Kompromissen sein, so wie es auch für die Theater gilt. Relevanz entsteht aus Visionen und Veränderung. Somit verstehe ich meine Amtszeit als einen großen Wandel.

Bildungsinstitut. Wir brauchen ein modernes Fortbildungsinstitut, denn Bildung schützt vor Frust und Armut. Es könnte für die GDBA sowohl Einnahmen generieren als auch Verdienstmöglichkeiten für Freischaffende bieten, indem sie selber Workshops anbieten. Themen könnten sein: NV-Bühne-Fortbildungen für Ensembles & Personalräte (wie Adil Laraki es bereits tut), Antirassismus-Workshops, Wegweiser für Freischaffende, Transitions-Begleitung für Tänzer*innen, Tipps für Altersvorsorge, Finanzbuchhaltung für hybride Beschäftigungsverhältnisse, Social-Media-Nachhilfe, …

Branchentreff in Berlin. Wer Arbeitskampf kann, muss auch Party können. Es gibt aktuell kein Format, in dem alle GDBA-Mitglieder sich kennen lernen können. Einmal im Jahr sollen deshalb alle Mitglieder am Rande des Theatertreffens zusammen kommen, um zu Netzwerken und zu Feiern. Wenn Berlinale ist, platzt Berlin vor lauter Agenturempfängen aus allen Nähten. Wenn Theatertreffen ist, haben die meisten eher das Gefühl „Ich bin mal wieder nicht eingeladen“. Bei unserem Branchentreff geht es um die gemeinsame Identität, um das Wir-Gefühl. Das ist der Kit, der uns über schwere Zeiten hinweghilft.

Diversität. Die Bedürfnisse von Menschen mit marginalisierten Perspektiven (bspw. LQBTQIN, BIPOC, Menschen mit Behinderungen, etc.) müssen durch die GDBA gestärkt werden. Und zwar nicht erst, wenn sie Mitglied sind. Die weiße, häufig männliche, nicht-behinderte Mehrheitsgesellschaft muss diesen Gruppen die Hand reichen.

Mindestgagen-Stufensystem

Englisch. Wir brauchen englischsprachige Übersetzungen, um die internationalen Kolleg*innen zu integrieren.

Fünf probenfreie Tage nach der Premiere

Gagengerechtigkeit. Die Differenzen zwischen Kollektiven und Solist*innen müssen überwunden werden. In der GDBA gibt es ca. 3.300 Solist*innen und ca. 200 Chormitglieder. Die Einstiegsgage Solo liegt bei 2.000,- €, die von Chormitgliedern bei 2.757,- €. Chorist*innen sollen diese Gage verdienen – unbedingt! Aber Solist*innen sollen es eben auch.

Genossenschaftstag. Der Genossenschaftstag muss jedes Jahr stattfinden, so wie es in der Satzung vorgesehen ist. Er ist das höchste Gremium und wird aktuell nur alle vier Jahre abgehalten. So könnten wir schneller auf aktuelle Ereignisse reagieren. Das ist auch digital möglich.

Kooperation. Angestrebt werden Kooperationen mit anderen Verbänden, um Synergieeffekte zu nutzen, wie es das Aktionsbündis Darstellende Künste beispielhaft beweist. Außerdem können so Menschen mit Mehrfachmitgliedschaften finanziell entlasten werden.

Pauschalen für Vor- und Nacharbeiten (aufwärmen, Fremdsprachen lernen / duschen, Feedback-Runden, …)

Podcasts. Podcasts sind ein unkompliziertes, modernes BildungstoolIch möchte verschiedene Podcasts produzieren, die den Bedürfnissen der Mitglieder entsprechen. Z.B. „Theaterleute fragen – Expert*innen antworten“ oder „Diversität in Kultur und Medien“.

Rat der Ältesten Die Ältesten unter uns sind ebenfalls Seismographen des zeitgeistlichen Wandels, nur mit einem anderen Blick. Sie sollen uns warnen, wenn die Digitalisierung droht sie abzuhängen, wie sollen uns berichten und beraten aus der Perspektive der Pensionierung. Wir müssen sie als Weggefährte*innen dabei haben und ihr Wissen nutzen. Und: Gemeinsamkeit schützt auch vor Einsamkeit.

Rat der Jüngsten. Wir brauchen einen Rat der Jüngsten für Studierende und Berufsanfänger*innen. Viele arbeiten in Kooperationsverträgen zwischen Hochschulen und Theatern teilweise zu unterirdischen Konditionen. Es muss nicht nur eine einheitliche Regelung her, sondern Berufseinsteiger*innen und Studierende müssen uns auch ein Seismograph des zeitgeistlichen Wandels sein.

Repräsentanz Funktionäre der GDBA müssen sich als regionale Ansprechpartner*innen für Medien und Politik verstehen, ihnen muss geholfen werden ein kulturpolitisches Netzwerk aufzubauen, um die GDBA angemessen zu repräsentieren und „mitzumischen“.

Schutz vor Nicht-Verlängerungen bis ein Jahr nach Ablauf der Elternzeit

Überregionale Departments. Maskenbilder*innen, Disponent*innen, Oberspielleiter*innen und Opernsänger*innen haben den gleichen NV-Solo, aber der Arbeitsalltag sieht ganz unterschiedlich aus. Die Berufsgruppen müssen sich in überregionale Departements aufgleisen, sie die Gelegenheit haben, sich auszutauschen, wie es das „Inspizienten Netzwerk“ bereits tut.

Stars in die GDBA – Warum kämpfen eigentlich hauptsächlich die Kolleg:innen der kleinen und mittleren Häuser sowie die Freischaffenden für bessere Arbeitsbedingungen? Warum nicht die Stars? Die Kolleg:innen, die fest im Sattel der Branche sitzen und nichts zu befürchten haben? Solidarität muss man tun. Also rein mit Euch und herzlich Willkommen! Tut es für Eure Souffleuse oder euren Regieassistenten …

YouTube-Kanal – Wissen zum nachklicken. Auch YouTube ist ein Bildungstool. Wir sollten einen Kanal aufbauen, auf dem man grundsätzliches Know-How erklicken kann.

About me

2010 habe ich mein Schauspieldiplom an der HMT Leipzig gemacht und war danach am Schauspiel Essen, am Oldenburgischen Staatstheater und am Schauspielhaus Bochum engagiert. Ich habe den NV-Bühne also „am eigenen Leib“ erfahren. Seit 2018 arbeite ich freischaffend und lebe seit 2019 in Bayern. Hier geht es zu meinem About me als Schauspielerin.

2015 habe ich mit der damaligen Regieassistentin Johanna Lücke die „Küchentischbewegung“ ensemble-netzwerk gegründet, die sich 2016 zu einem gemeinnützigen, eingetragenen Verein mit einem achtköpfigen Vorstand entwickelt hat. Das ensemble-netzwerk setzt sich, wie die GDBA, für bessere Arbeitsbedingungen an den öffentlich geförderten Theatern ein. Es hat seit 2018 eine Geschäftsstelle in Berlin, vier freie Mitarbeiter:innen und nahezu 900 Mitglieder. Zur Netwerkgruppe gehören das junge ensemble-netzwerk, das regie-netzwerk und das dramaturgie-netzwerk. Auch das theaterautor:innen-netzwerk, das assistierenden-netzwerk, das BIPoc-netzwerk und das theatervermittlungs-netzwerk haben ihre Gründung unter unserem Dach angekündigt. Das ensemble-netzwerk fühlt sich dem Verband dancersconnect sehr nah.

Als erste Vorsitzende bin ich im Vorstand für meine Leidenschaft bekannt, gesellschaftspolitische Inhalte in ästhetische Formen zu bringen, in Verhandlungspartner:innen Verbündete statt Gegner:innen zu sehen sowie acht anspruchsvolle und sehr eigene Typen gleichwertig und als Team zu moderieren. Mir liegen die vielen Berufe und Freigeister, die das Theater unter einem Dach vereint, nicht nur am Herzen – sie begeistern mich. Deswegen habe ich mich im ensemble-netzwerk sehr stark dafür eingesetzt, dass wir allen Berufsbildern einen sicheren Hafen für ihre Interessenarbeit bieten. Denn Theatermachen ist komplex, man muss es gemeinsam denken. You are not alone!

 

FAQ

Wie hast du dich in der Gewerkschaft engagiert? Seit meinem Erstengagement am Schauspiel Essen bin ich Mitglied in der GDBA. Zur ersten Konferenz Konkret 2015 haben wir Jörg Löwer als Speaker eingeladen und bei der ersten Bundesweiten Ensemble-Versammlung (BEV) 2016 saß er ebenfalls auf einem Panel. 2017 sprach die Landesvorsitzende Nord Sabine Nolde bei der zweiten BEV in Potsdam. 2018 luden wir Adil Laraki ein, bei der dritten BEV Gast unserer Podiumsdiskussion zu sein. Bei der letzten Konferenz Konkret sprach Natalie Senf über die Situation der Theater in Ostdeutschland. Die GDBA hat fast alle Konferenzen, die wir veranstaltet haben, mitfinanziert. 2017 sind Johannes Lange und ich zum Genossenschaftstag nach Dortmund gefahren, wo wir als Lokalverband Oldenburg sehr viele Anträge erarbeitet und gestellt haben. 2018 habe ich den Lokalverband am Schauspielhaus Bochum gegründet.

Warum hast du das ensemble-netzwerk gegründet? Die Sprache und Ästhetik der GBDA haben uns als junge Künstler:innen im Jahr 2015 leider nicht abholen können. Viele unserer Kolleg:innen wussten nicht, dass es die GDBA gibt oder was sie macht. Wir sahen dort nicht unsere Themen wie Samstagsproben, Angst, Homeoffice für Dramaturg:innen, Gagentabellen oder Kinderbetreuung widergespiegelt. Johanna Lücke und ich haben als Ensemble-Sprecherinnen in kurzer Zeit vor Ort in Oldenburg sehr viel erreicht, wie z.B. die Samstagsproben zu reduzieren. Diese unkomplizierte Selbstwirksamkeit hat uns beeindruckt. Also fragten wir bundesweit bei den Ensembles nach, was sie brauchen, um künstlerisch gut arbeiten zu können. Der Rücklauf war so überwältigend, dass schnell klar war: Wir müssen uns treffen! So gründete sich das ensemble-netzwerk. Es steht ungefähr so im Verhältnis zur Gewerkschaft wie Greenpeace zu den Grünen.

Was magst du an der GDBA? Die Mitglieder! Dass es die Gewerkschaft schon lange gibt, zeigt mir auf eindrückliche Weise, dass Theater zu unserem Kulturkreis gehört und der Kampf für bessere Bedingungen sich immer lohnen wird, um unsere Bedeutung zu stärken.

Warum bist Du Mitglied bei ver.di gewesen? Bei einer Mitgliederversammlung 2019 in Berlin haben sich unsere Mitglieder gewünscht, dass wir uns mit der Gewerkschaft ver.di auseinandersetzen. Ein gängiges Narrativ ist, dass ver.di die GDBA „schlucken“ möchte. Oder „alles platt macht“ – also die künstlerische, prozessorientierte Arbeit kaputtregulieren will. Aber dem ist nicht so. Ver.di hat uns das Konzept der „bedingungsgebunden Gewerkschaftsarbeit“ vorgestellt. Das bedeutet, ver.di könnte für ein Ensemble (wenn die meisten denn Mitglied sind) die Konditionen für das Ensemble verhandeln, die es für richtig hält. Nach diesem spannenden Treffen bin ich eingetreten, um die Ernsthaftigkeit des Austauschs zu unterstreichen. Für die Kandidatur bin ich am 23. November aus ver.di ausgetreten.

Was sind deine Stärken in 3 Worten? Energie, Humor, Schnelligkeit

Deine Schwächen in 3 Worten? Ungeduld, Rotwein mit Käse, Münzschieber auf der Kirmes

 

About my political work

2020

2019

2018

2017

2016

2015

2010–2013

  • Engagement am Schauspiel Essen, Eintritt in die GDBA

2010

  • Schauspiel-Diplom an der HMT „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig

 

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